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Ninja Warriors Germany DIE RTL Show 23.10.2021

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Goettingen, 23.10.2021, 15:15 Uhr
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Übung macht den Meister
Übung macht den Meister  Bild: Jacci Thomas auf Pixabay

Goettingen [ENA] Nunmehr im 6. Jahr präsentiert sich das aus Japan stammende Sendungsformat, bei dem sich die Bewerber durch einen sportlich meist anspruchsvollen Parcour an 6 – 8 Hindernissen bewegen müssen, der ihnen verschiedene Fähigkeiten abverlangt: Griffkraft, Balancegefühl, Ausdauer und anderes mehr.

Im Laufe der Jahre wurden weitere abgewandelte Sendeformate entwickelt, so eine Kinderversion oder eine Allstars – Variante, bei der die Besten aus ganz Deutschland antreten. Auch eine Promiversion war am Start. Die Basissendung ist so aufgebaut, das sich die besten 12 Männer + 2 Frauen (nach den neuen Regeln seit letztem Jahr) für ein Halbfinale und ein Teilnehmer gleich für das Finale qualifizieren können, 40 Teilnehmer sind pro Basissendung am Start. Je nach Zeit die benötigt wird den Parcour zu absolvieren, je nachdem welche „ Wand „ am Ende erklommen wurde wird das Weiterkommen bestimmt und welche Runde erreicht wurde. Die Besten 4 jeder Sendung messen sich dann nochmals um ein Finalticket zu lösen.

Kleine Geldgewinne locken die Teilnehmer mehr Risiko zu gehen. Soweit zu dem Ablauf der Basissendung. Kommen wir mal zu den Kandidaten. Ist es ihnen nicht auch schon aufgefallen: Viele der Kandidaten, die mit einem minutenlangen Einspieler erst einmal gründlich vorgestellt werden, stellen sich, ich muß es so hart sagen, später eher als Loser heraus. Da es aber eine Aufzeichnung ist, wundert es mich, warum gerade die Personen vermehrt gezeigt werden, die hinterher kaum etwas im Parcour zustande bringen. Da berichtet und zeigt eine Sarah im Film ihr Speed Skating und Krafttraining und bringt sich am Ende in Position: Sie sei nicht nur auf den Skaters schnell. Hat in der Sendung dann auch Recht, sie ist schnell raus, bereit am 2. Hindernis.

Und Lena wurde der Wettkampf bereits in die Wiege gelegt, so ihre Worte. Einer der Moderatoren redet von letzter Meditation vor dem Run, auf jeden Fall: Groß war die Wiege wohl nicht, denn schon am 1. Hindernis war Schluß. Tatjana präsentiert sich im Vorabspieler als taffe LKW Fahrerin, die auch LKW Reifen und sogar einen Traktor zieht – Die Powerfrau. Aber Powerende bereits am 2. Hindernis. Dr. Cool vergleicht sich mit einem Promi als Double, er will an seine Grenzen gehen, er sei das Original, nicht die Fälschung. Kann er aber so gar nicht rüberbringen, seine Grenzen sind am 2. Hindernis schon erreicht.

Ich könnte noch diverse Beispiele bringen welche Sprüche manche so draufhaben oder wie die vorher promotet werden, und dann bitterlich scheitern ohne Leistung. Schade finde ich stattdessen, das diese Promotionsfilme einzelner Teilnehmer verhindern, das der Zuschauer stattdessen ALLE Teilnehmer einmal sehen können. Was interessiert mich ob einer zu Hause eine Kletterwand hat oder nicht, ich möchte doch die Teilnehmer sehen, und zwar alle, nicht nur die, die RTL für mich raussucht. Denn nach Leistung werden die ja nicht zum Zuschauen angeboten.

Und jetzt kommt der Moderator Buschmann ins Spiel. Offensichtlich haben sich schon mehrfach Zuschauer an RL gewandt und sich über die Leistung einiger Teilnehmer negativ geäußert. Denn auch schon in der letzten Sendung hatte sich Herr Buschmann dahingehend geäußert, es würde alles viel leichter vor dem Fernseher aussehen wenn man zu Hause auf der Couch sitzen würde als wenn man live dabei wäre. Das die Hindernisse manchmal von Teilnehmern eher leicht genommen würden, hätte damit zu tun, das die natürlich entsprechend sportlich und körperlich gut drauf seien. Wer meinen würde, er könnte das auch so oder noch besser, solle sich doch bewerben und herkommen, aber nicht lästern. Die würden alle was leisten.

Da hat Herr Buschmann nicht zuende gedacht. Ich sitze ja gerade zu Hause und bewerbe mich nicht, weil ich es nicht besser kann und weil ich glaube, auch am 1. oder spätestens 2. Hindernis in jedem Fall rauszufliegen. Aber deshalb mache ich mich auch nicht zum Deppen, was manche eben tun. Wer sich nämlich in dieser Sendung bewirbt signalisiert ja damit er könne etwas leisten und auch womöglich weiterkommen. Dann aber noch dumme Sprüche kloppen wie: Der Parcour muß sich warm anziehen und bla bla bla und dann am 1. oder 2. Hindernis rausfliegen, zeigt gar keine Leistung und hat sich wohl nicht nur überschätzt sondern ist eher Selbstinszenierer. Der muß sich nicht wundern, wenn über nicht vorhandene Leistungen gelästert wird.So einfach ist das.

Die Show hat dann noch einen Untertitel: Die stärkste Show Deutschlands. Immerhin läuft die Sendung zur besten Sendezeit Freitags mit einer Dauer von rund 165 Minuten, also fast 3 Stunden. Äh, d.h. nicht ganz richtig, die Sendung schon, aber der sportliche Inhalt reduziert sich dann doch auf unter 3 Stunden. Zu sehen wieder einmal am gestrigen Tag. Diverse Kandidateneinspieler, 7 Werbeunterbrechungen, die sich auf eine Gesamtzeit von über 30 Minuten belaufen, dazu die Zeiten der RTL Eigenwerbung, denn nach neueren Werberichtlinien zählt Eigenwerbung nicht zu regulärer Produktwerbung.

Was viele Zuschauer nicht wissen: Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Werbemöglichkeiten dank EU Beschlüsse nicht nur von der Dauer immer weiter ausgedehnt, auch die Anzahl der Werbespots ist deutlich angestiegen. Wenn früher nur 1 -2 Werbespots je nach Länge der Sendung gezeigt werden konnten, sind es heute deutlich mehr. In diese Bresche schlägt auch die Sendung: Die Höhle der Löwen, die mit über 45 Minuten Werbung sicherlich weit vorne liegt. Aber zurück zu Ninja Warriors Germany.

Nicht nur die langen Werbespots, die weit über 5 Minuten liegen, nerven die Zuschauer. Dazu kommen ja noch kurzzeitige Einblendungen von Werbungen oder: Nur 1 Spot, oder: Jetzt nur 3 Spots. Am besten finde ich die Anzeige am angeblichen Ende der Werbepause, wenn der vermeintliche letzte Werbespot mit Sekundenanzeige runtergecountet wird, erinnert mich irgendwie an 9Live. Was soll uns das sagen: Nach Auskunft von Medienwissenschaftlern ist das so gedacht: Wenn der Werbeblock beginnt, nutzen viele Zuschauer die Zeit um z.B. was zu Trinken oder zu Naschen aus der Küche zu holen oder auf Toilette zu gehen, womöglich auch kurz telefonieren. Was ja eigentlich nicht sein soll, denn die sollen ja die Spots anschauen.

Und am besten gleich am nächsten Tag in den Laden gehen und kaufen. Wenn also der Countdown kommt kann quasi der Ehemann rufen, man solle doch zurück ins Wohnzimmer kommen, es geht weiter. Das ist auch der Grund dafür, warum seit einiger Zeit die Sponsorwerbungen häufig NACH dem Countdown gezeigt werden, also der Countdown gar nicht das Ende der Werbung anzeigt. Warum der läuft: Damit Sie zumindest dem Sponsor volle Aufmerksamkeit schenken. Und jetzt erklärt sich auch der 2. Sendetitel:

Die stärkste Show Deutschlands. Glaube ich auch. Insbesondere in Sachen Werbeeinnahmen. Natürlich sind die Einschaltquoten bei so einer Sendung hoch, betrachtet man die Qualität des uns angebotenen TV Programms auf den frei empfangbaren Sendungen, sicherlich eine Sendung höherer Qualität und besserem Unterhaltungswert. Aber eine sprudelnde Quelle der Werbeeinnahmen für RTL, für die Sie als Zuschauer noch doppelt bezahlen, ob sie nun die Werbung schauen oder nicht: Auch wenn RTL von den GEZ Gebühren nichts bekommt, trotzdem wird natürlich die Zuschauerzahl gemessen und entsprechend gerechnet. Und das sich die Werbefirmen über die Steuer Werbe- und Marketingkosten zurückholen als Steuergelder, die sie bezahlt haben, ist natürlich klar.

Aber Moment, wir wollen ja nicht alles schlecht reden, schließlich zeigt sich im Laufe der Sendung, genau gesagt immer vor einem Werbeblock, in der Regel noch eine freundliche Moderatorin mit dicken Scheinen in der Hand: Jetzt schnell anrufen, das Gewinnerwort nennen und schon können sie einen Haufen Geld gewinnen. Also sie, oder sie, aber nur einer. Und jeder Anruf ist eine wahre Goldgrube für RTL, denn jeder Anruf spült Geld in die Kasse, die kräftig mitverdient. Man kann es ach anders sagen: Die Anrufer sponsern den Gewinn durch ihre Anrufe und zahlen noch drauf, weil die Gewinne durch die Anrufe höher sind als der ausgelobte Gewinn. Aber RTL muß ja auch von was leben.

Hier mal zur Aufklärung der zulässigen Werbedauer bei Privatsendern; 2015 galt: Diesen stehen bei einem laufenden 24 Stunden Programm, was üblich ist, 4 Stunden 48 Minuten Werbezeit für den laufenden Tag zu. Dazu kommen Werbung für Produktplatzierungen, Sponsorwerbungen und Werbung für anstehende Sendungen bei dem betreffenden Sender, die zeitlich nicht mitgerechnet werden. Seit 2018 gilt: Freie Verteilung von 72 Minuten Werbung von 18 - 24 Uhr, max. alle 30 Minuten Unterbrechung. 12 Minuten pro Stunde sind zulässig. Ausgenommen sind ausserdem bei der Werbezeitberechnung Spendenaktionen und Wahlwerbespots. (Alle Angaben ohne Gewähr).

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