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IgG4-Antikörper und wiederholte COVID-19-Impfungen

Verantwortlicher Autor: David Aebischer Freiburg, 07.06.2023, 13:26 Uhr
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Erkenntnisse des Artikels müssen in einem anderen Licht betrachtet werden
Erkenntnisse des Artikels müssen in einem anderen Licht betrachtet werden  Bild: Bildquelle: pxhere

Freiburg [ENA] In einem am 17. Mai 2023 veröffentlichten Artikel mit dem Titel "IgG4 Antibodies Induced by Repeated Vaccination May Generate Immune Tolerance to the SARS-CoV-2 Spike Protein" werden kontroverse Ansichten aufgegriffen, die in bestimmten Kreisen als Beweis dafür dienen, dass Impfungen schlecht sind.

Natürlich ist diese Interpretationen auch in diesem Fall einmal mehr nicht zutreffend und die tatsächlichen Erkenntnisse des Artikels müssen in einem anderen Licht betrachtet werden. Der Artikel beschäftigt sich mit der Möglichkeit, dass wiederholte Impfungen gegen COVID-19 zur Entwicklung von IgG4-Antikörpern führen könnten, die eine Toleranz gegen das Spike-Protein des Virus erzeugen könnten. Dies hat in einigen Fällen Bedenken hinsichtlich einer möglichen Wiederinfektion und einer schwächeren Immunantwort auf das Virus geweckt.

Dass diese Arbeit bisher allerdings nur Hypothesen aufstellt und weitere Forschung erforderlich ist, um solche Auswirkungen zu bestätigen, wird von Impfgegnern einfach ignoriert. Die bisherigen Daten deuten absolut nicht darauf hin, dass Impfungen einen erhöhten Risikofaktor für Wiederinfektionen darstellen. Im Gegenteil, zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die COVID-19-Impfungen äußerst wirksam darin sind, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und die Verbreitung des Virus einzudämmen. Die Vorteile der Impfung überwiegen bei den meisten Menschen bei weitem die potenziellen Risiken.

Es ist ratsam, sich von medizinischen Fachleuten beraten zu lassen und auf offizielle Richtlinien zu vertrauen, um eine fundierte Entscheidung über die Impfung gegen COVID-19 zu treffen. Die Impfung bleibt der beste Schutz vor schweren Erkrankungen und Komplikationen im Zusammenhang mit dem Virus. In einem kürzlich (7.2.23) in Science Immunology veröffentlichten Artikel „Is it bad, is it good, or is IgG4 just misunderstood?“ wurde bereits einiges klarer aufgezeigt. Hier wurde festgestellt, dass die Verabreichung von drei Dosen eines mRNA-Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 zu einem erhöhten Anteil an spezifischen Antikörpern des Immunglobulins G4 (IgG4) führt. Bei einer anderen Impfstoffvariante wurden keine IgG4-Antikörper induziert.

Dies wirft Fragen über immunologische Mechanismen auf und hat potenzielle Auswirkungen auf die Impfstoffforschung und die öffentliche Gesundheit. Es gibt Bedenken, dass mRNA-basierte COVID-19-Impfstoffe eine Toleranz gegen das Spike-Protein entwickeln könnten. Frühere Studien zeigen, dass SARS-CoV-2-spezifische Antikörper hauptsächlich aus nicht-neutralisierenden IgG4-Antikörpern bestanden, insbesondere nach einer dritten Impfung oder Durchbruchsinfektionen. Der Anstieg von IgG4 könnte auf einen Toleranzmechanismus hinweisen, der eine übermäßige Immunreaktion verhindern soll. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies bisher nur bei älteren und/oder anfälligen Personen beobachtet wurde, nicht bei jungen und gesunden Menschen.

Die in Impfgegnerkreisen und Pandemieleugnergruppierungen kursierenden interpretierten Aussagen aus dem Papier "IgG4 Antibodies Induced by Repeated Vaccination May Generate Immune Tolerance to the SARS-CoV-2 Spike Protein" sind also falsch. Eine dieser Aussagen lautet: "mRNA-Impfstoffe produzieren IgG4-Antikörper, die das Immunsystem unterdrücken und COVID-Reinfektionen, chronische Infektionen, Autoimmunerkrankungen (Myokarditis) und Krebs verursachen!" Im Papier heisst es z.B.: „In solchen Fällen könnte das Virus unbemerkt in den Körper eindringen und sich vermehren, ohne dass das Immunsystem angemessen reagiert. Dies könnte zu einer schwereren Krankheit führen, da das Virus unkontrolliert Schaden anrichten kann.

Trotz dieser Bedenken bleibt die COVID-19-Impfung weiterhin der effektivste Ansatz, um schwere Erkrankungen und Komplikationen durch das Virus zu verhindern. Die Vorteile der Impfung überwiegen bei den meisten Menschen die potenziellen Risiken.“ In Bezug auf dieses Papier haben wir auch Prof. Antoine Flahault, MD, PhD, Epidemiologe und Direktor des Instituts für globale Gesundheit in Genf, befragt. Er sagt dazu: „Aus meiner Sicht als Epidemiologe ist es wichtig, dass die Gesundheitsbehörden in Bezug auf die Hersteller hohe Anforderungen stellen und das erforderliche Evidenzniveau für wiederholte Impfauffrischungen verlangen. Zudem sollten sie die Wirksamkeit der Impfungen vor Ort sorgfältig bewerten.“

Prof. Flahault betont, dass die Autoren dieses Papiers keine epidemiologischen Daten präsentieren, die die von ihnen befürchteten Bedenken bestätigen oder erwähnen. „Es gibt derzeit weder einen Anstieg schwerer Formen der Krankheit noch eine Zunahme von Krankenhauseinweisungen oder Todesfällen aufgrund von COVID-19, weder in den USA noch in Europa. Offensichtlich, im Gegensatz zu dem, was die Autoren allein aufgrund von biologischen Tests zu IgG4-Antikörpern behaupten, scheint die erworbene hybride Immunität der Bevölkerung einen soliden Schutz vor schweren Formen von COVID-19 zu bieten, unabhängig davon, ob diese Immunität durch Impfung und/oder frühere Infektionen mit SARS-CoV-2 erlangt wurde.“

Wir haben auch den Impfexperten Professor Paul-Henri Lambert, Gründer und Leiter des Internationalen Kurses für Vakzinologie, der gemeinsam mit der Universität Genf, der Fondation Mérieux, den US CDC und dem US National Institute of Health organisiert wird, nach seiner Meinung zu diesem Papier befragt. Auch er sagt, dass die Frage nach den IgG4-Antikörpern gegen Covid-19 nach einer mRNA-Impfung von wissenschaftlichem Interesse ist, allerdings glaube er, dass die Bedeutung für Covid-Kontrollstrategien weit überbetont wird. „Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass IgG4-Antikörper schädlich sind. Der Wechsel von IgG1 zu IgG4 ist Teil eines normalen Prozesses nach der Immunisierung und spiegelt die Reifung der Immunantwort wider.

Dies geschieht in unterschiedlichem Maße je nach Immunisierungsprozess oder beteiligtem Antigen.“ Prof. Lambert führt weiter aus, dass bei Covid-19 gezeigt wurde, dass mRNA-Impfstoffe IgG4-Antikörper mit hoher neutralisierender Aktivität erzeugen. „Tatsächlich ist der Gesamtspiegel der neutralisierenden Antikörper nach wiederholter mRNA-Impfung trotz des Auftretens von IgG4-Antikörpern signifikant erhöht (siehe auch Artikel im Science Immunology vom Dezember 2022, Abbildung 3F). Da IgG4 nur maximal 20% aller induzierten Antikörper ausmachen, ist es unwahrscheinlich, dass ihre geringere Wirksamkeit in anderen antiviralen Mechanismen (z.B. ADCC) die Gesamtabwehrkapazität gegen die virale Infektion beeinflusst.“

Was andere potenziell schädliche Effekte betreffen würde, die in der Überprüfung der Impfstoffe von Uversky et al. erwähnt werden (z.B. Autoimmunität), halte Prof. Lambert dies für rein hypothetisch und nicht durch Daten gestützt. „Heute gibt es keinen Grund, die Anti-Covid-Impfstrategien aufgrund dieser veröffentlichten Daten zu ändern.“ Fazit Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass der Artikel "IgG4 Antibodies Induced by Repeated Vaccination May Generate Immune Tolerance to the SARS-CoV-2 Spike Protein" kontroverse Ansichten behandelt, die von Impfgegnern fälschlicherweise als Beweis für die Schädlichkeit von Impfungen herangezogen werden. Die tatsächlichen Erkenntnisse des Artikels müssen differenziert betrachtet werden.

Obwohl es diese Diskussionen darüber gibt, ob COVID-19-Impfungen IgG4-Antikörper erzeugen können, die eine Toleranz gegen das Spike-Protein des Virus bewirken könnten, gibt es derzeit keine epidemiologischen Daten, die darauf hindeuten, dass schwere Krankheitsverläufe zunehmen oder das Risiko von Wiederinfektionen steigt. Originalartikel: https://www.mittellaendische.ch/2023/06/06/igg4-antik%C3%B6rper-und-wiederholte-covid-19-impfungen-fehlinterpretationen-und-klarstellungen/

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